Licht im Tunnel

Gedanken zum Monatsspruch Januar von Pastor Matthias Liberman

Was wird das Jahr 2021 bringen? Was wird es auch an Gutem geben? Mit der Zulassung des zweiten Impfstoffes gegen das grassierende Corona-Virus steigt die Hoffnung auf die Rückkehr in ein Leben, das wir lange Zeit selbstverständlich gewohnt waren. Nicht nur Politikerinnen und Politiker reden vom „Licht am Ende des Tunnels“. Ja, in einem Tunnel ist es dunkel, aber Tunnel sind ja nicht sinnlos. Sie verbinden: Geografisch gesehen erst einmal Orte, die sonst so leicht nicht verbunden wären, weil es zwischen ihnen Berge oder Wasser gibt. Ob man nun an den Gotthardtunnel denken mag oder den Elbtunnel. Und nach dem Brexit mag man froh sein, dass es den Eurotunnel zwischen Frankreich und England noch gibt. Denn eine Verbindung von Orten schafft ja auch eine Verbindung von Menschen – über bestehende Grenzen hinweg. Klar, so ein Tunnelbau mag auch ökologisch umstritten sein, wie die neue Fehmarnbelt-Querung zwischen Dänemark und Deutschland. Aber dass Menschen dichter zusammenrücken und schneller in Kontakt treten können, das finde ich erst einmal gut. Tunnel sind also nicht nur dunkel, sondern sinnvoll und gut.

Wenn wir also Licht am Ende des Tunnels sehen, dann sind wir dem Ort, an den wir wollen, also schon ein gutes Stück näher gekommen – und den Menschen auch.

Mit dem Monatsspruch für Januar – um im Bilde zu bleiben – weitet die Bibel unseren Tunnelblick. Er fragt nicht nur danach, was es an Gutem geben wird, sondern setzt es vertrauensvoll voraus: Es wird Gutes geben. Er fragt aber: Wer wird uns Gutes geben und sehen lassen?

Im 4. Psalm heißt es:

Viele sagen: "Wer wird uns Gutes sehen lassen?"

Gott, lass leuchten über uns das Licht deines Antlitzes!

Es ist kein Zufall, dass es klingt wie der Segen am Ende jedes Gottesdienstes: Gott segne dich und behüte dich. Gott lasse leuchten das Angesicht über dir und sei dir gnädig. Gott erhebe das Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.

Segen heißt: Gottes Antlitz leuchtet über uns. Das Licht ist so groß, es leuchtet nicht exklusiv einzelnen, es leuchtet uns allen, gemeinsam. Es öffnet uns die Augen und lässt uns sehen. Einander. Auch Gutes. Und auch Gott. Wenn Segen das Licht seines Antlitzes ist, dann ist es das Licht von Gottes Zuwendung zu uns, ein Kontaktgeschehen, face to face wie man im Englischen sagt, von Angesicht zu Angesicht. Und es macht, dass sich innerer Frieden einstellen kann. Das Gefühl auch im Tunnel nicht allein zu sein. Viele sagen: "Wer wird uns Gutes sehen lassen?" Es wäre schön, viele würden auch einstimmen in die Bitte: Gott, lass leuchten über uns das Licht deines Antlitzes! Und wer sich gesegnet weiß, kann von diesem Segen austeilen und das Licht des Antlitzes Gottes in der Welt verbreiten. Das ist übrigens Ostern. Nicht die Dunkelheit eines Tunnels oder Grabes wird triumphieren, sondern das Licht, der Segen, der Frieden. Gott, lass leuchten über uns das Licht deines Antlitzes! AMEN.